Rampenwulst

Stefan Gruber
stxgruber@aol.com
August 2012

Dickschädlat

neue Klettertour am Rampenwulst im Grazer Bergland [ Topo ]

Neuigkeiten

Danke

Jetzt ist schon wieder ein Jahr vergangen. Dieses Geburtstagsgeschenk wird mir jedoch ewig in Erinnerung bleiben. Eine eigene Kletterroute, das hat nicht jeder!

Für dieses großartige Geschenk möchte ich mich bei allen von euch bedanken. Ganz besonders bei Luzia, die diese Idee hatte und alles notwendige organisierte. Manchmal musste sie sich dann auch die eine oder andere Minute* gedulden, wenn ich noch schnell Dieses oder Jenes in der Tour erledigen musste. Auch Martin möchte ich ganz besonders erwähnen. Neben den vielen notwendigen Utensilien die ich mir immer ausleihen durfte und der fachmännischen Beratung, war er immer gerne dabei, wenn ich Unterstützung "beim Basteln" benötigte. Ein kurzer Anruf genügt und er ist immer sofort zur Stelle -- auch wenn er genau weiß, dass das kein gemütlicher Ausflug wird.

*Minute heißt in diesem Zusammenhang eher Stunde und eiskalt war es dann auch noch das eine oder andere Mal.

Los geht's!

Breite Wand
Aussicht Breite Wand

Es war ja nicht gerade das erste Mal, dass Luzia und ich im Grazer Bergland unterwegs waren. Immerhin haben wir schon über 50 Touren in diesem Gebiet hinter uns. Doch dieses Mal war es anders. Wir machten uns auf den Weg zur Breiten Wand -- die Glorreichen Sieben standen wieder einmal am Programm. Eigentlich eine sehr schöne Route, doch konnte ich mich gar so richtig auf das Klettern konzentrieren. Meine Blicke schweiften immer von der Tour ab, um die umliegenden Felsen zu begutachten.

Die Breite Wand hat ihren Namen mehr als nur verdient. Irgendwo muss doch noch eine schöne Linie zu finden sein. Die schönsten Plätze sind aber leider schon vergeben. Obwohl, mit ein bisschen Fantasie ginge da schon noch etwas ...

Beim Abstieg fiel mein Blick dann auf den Röthelstein. Einige ältere Routen schlängeln sich da nach oben. Neben den markanten Dächern finden sich auch schöne neue und sanierte Routen. Alle bieten schöne Kletterei. Da muss doch noch eine schöne Linie geben! Die Bäume versperren immer wieder die Sicht. Zwischen den Blättern und Nadeln erhusche ich einen Blick auf eine schöne Platte; da ein Riss und ein kleiner Überhang. Das könnte gehen! Doch bevor die Linie eine richtige Form ergeben konnte, war die Sonne auch schon wieder weg.

So ging wieder ein schöner Tag zu Ende. Die Nacht sollte allerdings noch lange dauern. Da war sie wieder die Platte, der Riss und der Überhang.

Ein paar Tage später machten wir uns wieder auf Weg. Dieses Mal ging es zum Ratengrat. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Vom Ausstieg hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Röthelstein. Ich konnte es nicht erwarten endlich oben zu sein. Oben angekommen ging der Blick sofort wieder Richtung der gedachten Linie. Schließlich die Erkenntnis: Das könnte eine wirklich schöne Kletterroute werden. Ich muss jedoch am Boden der Tatsachen bleiben. Eine neue Tour auf diesen Berg erfordert Erfahrung die ich nicht habe. Also doch etwas Anderes.

Zurück zum Start

Rampenwulst
Rampenwulst

Die Entdeckung am Röthelstein machte Mut. Da muss es noch mehr geben. Fast jeden Abend blätterte ich die Skizzen vom alten Grazer Bergland Führer durch. Dank der detailreichen Zeichnungen kann man sich ein sehr gutes Bild machen.

Da fiel mein Blick auf den Rampenwulst. Der rechte Teil mit der Grastöterdiagonle und dem Roten Kamin ist kaum einem Südsteirischen Kletterer unbekannt. Den linken Teil mit dem "Motorrad" und der Terra Fantasitca kennen schon sehr viel weniger. Geklettert wurden diese Routen wahrscheinlich schon Jahre nicht mehr -- Schade eigentlich. Aber wie schon im Kletterführer steht: "Gefragt sind Mut und Können (in einem exakt differenzierten Verhältnis)" ...

Der Rampenwulst geht aber noch weiter. Laut Skizze gibt es in einer Breite von 80 Meter noch unberührten Fels. Das Internet sollte dazu mehr verraten. Schnell war ein Foto von diesem Wandabschnitt gefunden. Auf dem Foto sah es schon einmal ganz gut aus. Doch wie wird es in Wirklichkeit sein? Wieder stand mir eine schlaflose Nacht bevor.

Erste Schritte

Ausblick vom Nadelspitz
Ausblick vom Nadelspitz

Einige Tage später mache ich mich auf den Weg. Während meine Kollegen noch im Büro hocken, eile ich zum Rampenwulst.

Bevor es losgeht, gönne ich mir noch einen Schluck am Brunnen. Das erfrischende Wasser gibt mir Kraft und einige Minuten später stehe ich am Fuße des Rampenwulstes. Den Kopf ganz in den Nacken gelegt, stehe ich am Wandfuß und schaue nach oben. Außer einer schönen Platte ist nicht viel zu erkennen. Aber da könnte schon etwas Sinnvolles entstehen, denke ich mir. Doch zunächst heißt es noch Erkundschaften.

Im Eiltempo erklimme ich den Buchebensteig bis hinauf zu den Abbrüchen des Rampenwulstes. Hier ist es aber schnell aus mit Weiterkommen. Zu steil wird das Gelände. Bis zum gedachten Ausstieg der Tour ist es noch weit. Leider finde ich keinen Zustieg von oben, also eile ich die alten Leitern des Buchebensteiges wieder hinunter.

Schon etwas erschöpft entdecke ich unten eine Rampe die quer in die Wand zieht. Es scheint, als ob man über diese einen guten Einblick bekommt. Da diese Rampe meine ganze Konzentration benötigt, mache ich kurz Pause, bevor ich mich in die Wand wage. Meter für Meter gelange ich über die Rampe nach oben. Leichtes Gelände bringt mich weiter. Trotzdem bin ich ziemlich nervös -- hier war bestimmt noch niemand! Doch schon nach insgesamt zwanzig Metern ist es aus. Zu schwierig ist der Weiterweg. Für diese abdrängende Querung brauche ich Seil, ist mein Entschluss. Trotzdem bin ich zufrieden mit den Entdeckungen des heutigen Tages.

Einige Tage später machen Luzia und ich uns auf den Weg zum Nadelspitz. Die Ausrede: "Gehn wir zum Nadelspitz da gibt es ein paar schöne Klettereien!". Der Hintergedanke: "Vom Nadelspitz habe ich einen guten Einblick in meine gedachte Route.". Der Fotoapparat lief während des ganzen Tages heiß. Zu Hause weiß ich dann: Das hat sich ausgezahlt. Auf den Fotos kann ich eine schöne Linie entdecken.

Neuland

Ausblick vom Nadelspitz
Fixseil zum zweiten Standplatz

Der Entschluss war gefasst. Jetzt mussten nur noch Taten folgen. Kurzerhand fragte ich Günther ob er Lust auf ein kleines Abenteuer hätte. Es ist immer wieder schön wenn man Freunde hat, die mich immer wieder begleiten

Günther und ich machten uns wie Maultiere bepackt auf zum Rampenwulst. Mit dem Seil war die schwierige Stelle in der Rampe leicht zu meistern. So kamen wir schnell weiter und erreichten dessen Ende, welches durch einen schönen Nadelbaum begrenzt wird. Dort sollte dann später das erste Materialdepot entstehen.

Die Rampe geht in eine glatte Platte im unteren fünften Schwierigkeitsgrad über. Eigentlich ist das nicht schwer zu klettern, aber wenn man der Erste überhaupt dort ist, gelten andere Gesetze. Mit der Bohrmaschine am Rücken und ein paar Bohrhaken machte ich mich auf in die Platte. Günther sicherte mich mit dem mitgebrachten Seil vom Baum aus. Nach ein paar Meter dahinschleichen, entdecke ich einen schönen Riss an der Plattenbegrenzung. "Genau richtig für einen Klemmkeil", denke ich mir. Während Günther ein wenig nervös zur mir blickt, kann ich einen soliden Sicherungspunkt im Riss platzieren. Damit stand einem Weiterweg nichts mehr im Wege. Auf Reibungsplatten fühle ich mich wohl, das ist eine meiner Stärken beim Klettern. Schon einige Meter später habe ich das Ende der Platte erreicht. Leider bietet der Fels keine gute Sicherungsmöglichkeiten. So muss ich mich einfach ein wenig fester halten, ist mein Entschluss. Mit einer Hand am Fels und der anderen an der Bohrmaschine entsteht das erste Loch in diesem Wandabschnitt. Da die Arme schön langsam müde werden, muss alles schnell gehen. Ich säubere das Bohrloch und schlage den Bohrhaken in das Loch. Mit einem Klick ist das Seil befestigt und ich bin gesichert.

Mit den letzten Sonnenstrahlen fixieren Günther und ich das Seil vom Bohrhaken über die Rampe bis zum Boden. An diesem Fixseil konnte ich von nun an ganz einfach in die Route queren. Das Einrichten konnte beginnen.

Niemals ohne 3er, my Friend

Beim Einrichten der Abseilpiste
Beim Einrichten der Abseilpiste

"Das Fixseil war sozusagen meine Nabelschnur in die Route", wäre jetzt ein typisches Sprichwort als Einleitung. Nur das passt hier nicht. Mit Nabelschnur verbindet man etwas das einen versorgt und erhält. Hier war es eigentlich eher umgekehrt. Am Ende der Nabelschnur wartete mühsame Arbeit.

So früh als irgendwie möglich verließ ich das Büro, hängte mich am Fixseil ein und stieg in die Route. Hammer und Bürste waren meine Standardausrüstung. Ich musste viele Kubikmeter Erde und losen Fels aus der Route entfernen, bevor ich die ersten Bohrhaken setzen konnte.

Doch schon nach ein paar Tagen konnte ich die ersten Stände einrichten. An den Ständen fixierte ich wiederum ein Seil. So konnte ich ein erstes Mal die Route klettern. Dort wo es mir vernünftig erschien, bohrte ich ein Loch, um einen Sicherungspunkt für die spätere freie Begehung zu setzen.

So vergingen Wochen und Monate. Nicht immer war ich alleine unterwegs. Besonders Martin kam immer wieder einmal mit und gab mir sehr wertvolle Tipps und entfernte den einen oder anderen Felsbrocken. Einige Abenteuer durfte ich noch alleine und auch mit anderen erleben, bevor das Projekt "Niemals ohne 3er, my Friend seinen Abschluss fand und wir endlich die Erstbegehung machen konnten.

Leider gibt es in der Route keinen passenden Riss für den 3er Friend. So bekommt die Route den Namen: Dickschädlat. Unter Anderem habe ich den Namen gewählt, weil ich die Lieder der Innviertler Band Dickschädlat immer am Weg ins Grazer Bergland hörte. Außerdem passt auch der Name irgendwie zu mir ;-).